In unseren internen Daten finden sich keine oder nur schwache Zusammenhänge zwischen der Unterstützung des Ideenmanagements durch das Top-Management bzw. der Mitarbeitervertretung und den Erfolgskennzahlen des Ideenmanagements.

Hinweis der Redaktion: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Artikel die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

Unterstützung durch das Top Management

Abb. 1: Erfolgsfaktoren im Ideenmanagement, Nils Landmann und Prof. Dr. Hans-Dieter Schat


Das widerspricht jedoch den Erfahrungen der Ideenmanager:

Die Praxis sieht die Unterstützung durch Top-Management und Mitarbeitervertretung (Betriebs- oder Personalrat) als entscheidend für den Erfolg des Ideenmanagements an. Anlass genug, diese Zusammenhänge noch einmal im Detail zu betrachten.

Als Erfolgskennzahlen des Ideenmanagements werden hier ausgewertet:

  • der Nutzen des Ideenmanagements pro Mitarbeiter und Jahr,
  • die Beteiligungsquote (als zentrale Kennzahl, wenn Ideenmanagement als Verbesserung der Unternehmenskultur gesehen wird – dazu sollen sich möglichst viele Beschäftigte am Ideenmanagement beteiligen)
  • die Realisierungsquote (jede abgelehnte oder nicht umgesetzte Idee ist „Blindleistung“ für das Ideenmanagement und kann Einreicher enttäuschen).

Schauen wir uns zunächst die Zusammenhänge mit der Unterstützung durch das Top-Management an:

Beteiligungsquote
Abb. 2: Prof. Dr. Hans-Dieter Schat

In dieser Grafik bedeutet: rot=0 Punkte, also geringste Unterstützung durch das Top-Management. Blau = 1, grün = 2, orange = 3, gelb = 4 und pink = 5 Punkte und damit maximale Top-Management-Unterstützung. Der Durchmesser der Punkte gibt den Nutzen pro Mitarbeiter und Jahr an.

Die Grafik beginnt mit einem „Ausreißer“: Minimale Unterstützung durch das Top-Management, geringe Beteiligungsquote, aber maximaler Nutzen und hohe Realisierungsquote. Hier werden also die Vorschläge von wenigen Mitarbeitern realisiert, diese Vorschläge bringen viel Nutzen und werden zu großen Teilen auch umgesetzt. Hier wird vermutlich weniger ein klassisches Betriebliches Vorschlagswesen sondern eher ein Experten-KVP durchgeführt. Selbstverständlich ist auch für einen Experten-KVP die Unterstützung durch das Top-Management wünschenswert, aber es hat keinen entscheidenden Einfluss.

Abgesehen von diesem Ausreißer steigt die Beteiligungsquote mit zunehmender Top-Management-Unterstützung, tendenziell gilt dies auch für den Nutzen und die Realisierungsquote. Der letzte Punkt der Grafik stellt also ein richtig gutes Ideenmanagement dar: Mit hohem Nutzen, hoher Beteiligung und großer Realisierungsquote.

Wie sehen die Zusammenhänge für die Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung aus?

Beteiligungsquote_2

Abb. 3: Prof. Dr. Hans-Dieter Schat

Auch hier gilt: rot=0 Punkte, also geringste Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung. Blau = 1, grün = 2, orange = 3, gelb = 4 und pink = 5 Punkte und damit maximale Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung. Der Durchmesser der Punkte gibt den Nutzen pro Mitarbeiter und Jahr an.

Und auch diese Grafik beginnt mit einer Überraschung: Die Unternehmen mit der geringsten Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung zeigen die höchste Beteiligungs- und die höchste Realisierungsquote, wobei der Nutzen mit 533€ pro Beschäftigten und Jahr im Mittelfeld liegt. Vermutlich gibt es in einigen Unternehmen, die „keine Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung“ angegeben haben, schlicht und einfach keine Mitarbeitervertretung. In diesen Fällen könnte die indirekte Beteiligung der Beschäftigten (durch einen gewählten Betriebs- oder Personalrat) durch die direkte Beteiligung (im Ideenmanagement) ersetzt worden sein – und den Beteiligungs- und Realisierungsquoten nach durchaus erfolgreich.

Für diese Interpretation würde der nächste Punkt sprechen: Wenn Unternehmen eine geringe Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung angeben, dann muss ja im Unternehmen zumindest eine Mitarbeitervertretung vorhanden sein – nur unterstützt sie eben das Ideenmanagement nur minimal. In diesen Fällen haben wir die von den Praktikern erwarteten Verhältnisse: Geringe Beteiligungsquote, geringe Realisierungsquote, mittlerer Nutzen.

Den maximalen Nutzen (immerhin 1271 € pro Mitarbeiter und Jahr) zeigen Unternehmen bei hoher Realisierungsquote und mittlerer Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung. Hier ist die Beteiligungsquote relativ gering – was aber häufiger bei Unternehmen zu beobachten ist, die sich auf den wirtschaftlichen Nutzen des Ideenmanagements fokussieren.

Was schließen wir nun daraus?

Es gibt in der Tat keinen einfachen, linearen Zusammenhang zwischen der Unterstützung durch Top-Management bzw. Mitarbeitervertretung und dem Erfolg des Ideenmanagements. Man muss genau hinsehen und sich zur jeweiligen Situation seine eigenen Gedanken machen – das gilt für die Statistik, sicher aber auch für das konkrete Ideenmanagement eines Unternehmens.

 

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