Bei einem „erfolgreichen“ Ideenmanagement umfasst Anerkennung weit mehr als die Gestaltung der „richtigen“ Prämienregelung. Prämien können auch von einer Maschine zugeteilt werden. Anerkennung wird dagegen nur als persönliche Wertschätzung von Mensch zu Mensch vermittelt. Etwas anerkennen bedeutet gleichzeitig, sich selbst zu erkennen geben – nämlich klar zu machen, was einem wichtig ist und was man gut findet.

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Über die Bedeutung und Möglichkeiten von Anerkennung und Wertschätzung im Ideenmanagement sind schon viele richtige Dinge auf vielen Seiten in vielen schlauen Büchern geschrieben worden – weder wollen wir das hier wiederholen, noch gibt es dem etwas Grundlegendes hinzuzufügen.

In unserer Sammlung der Erfolgsfaktoren darf der Hinweis auf diesen ganz zentralen Faktor gleichwohl nicht fehlen. In Aussicht gestellte Anerkennung wirkt als Anreiz, im Nachhinein gezollte Anerkennung als Bestärkung – beides gleicht dem „Wärmer, Wärmer“-Feedback beim Topfschlagen und signalisiert „gut so, weiter so, mehr davon …!“. Menschen brauchen, wollen und verdienen Anerkennung für individuelle und im Team erzielte Erfolge und positive Ergebnisse – besonders, wenn sie durch Engagement zustande kommen, das über das zu erwartende Maß hinaus geht.

Ein „erfolgreiches“ Ideenmanagement bietet meistens Anerkennung auf mehreren Ebenen und über verschiedene Kanäle (siehe auch Blogbeitrag „Inspiration und Anreize für Einreicher“ vom 09.07.2020):

  • Direkte, wertschätzende Kommunikation zwischen der Führungskraft und dem Einreicher
  • „Ruhm und Ehre“: Öffentliche Würdigung, Aufmerksamkeit durch maßgebliche Personen (Top-Management) und/oder durch ihren schieren Umfang bedeutende Personengruppen (Communities, ganze Belegschaften) – sowohl „face to face“ oder über Social Media (z.B. Likes u.ä.)
  • „Erfolgsbeteiligungen“ auf der Basis klarer Prämienregelungen für erfolgreich umgesetzte Ideen – meist in Abhängigkeit vom Wert der Idee für das Unternehmen und vom persönlichen Arbeitsauftrag und Engagement des Einreichers
  • Sonstige materielle oder ideelle Incentives und Vorteile (z.B. Bildungs- oder Karrierechancen, Aufnahme in besondere Gruppierungen oder „Clubs“)

Auf die Bedeutung von Klarheit und Passung der entsprechenden Regeln – insbesondere der Prämienregelungen – hatten wir bereits im Blogbeitrag zum „Erfolgsfaktor 3/9 – Prozess: Organisation“ am 16.12.2020 hingewiesen. Für das eigentliche Wesen von Anerkennung sind allerdings nicht die offiziellen Regeln maßgeblich, sondern die gelebte Kultur: Echte (und damit wirksame) Anerkennung ist spontan, authentisch, persönlich – das lässt sich weder durch Regeln vorgeben noch durch automatisierte „Belobigungs-Routinen“ ersetzen.

Praxisbeispiele

 

SAP SE: In den Broschüren „Idea Management Success Stories“ werden beispielhaft erfolgreich umgesetzte Ideen veranschaulicht (siehe Abbildung 1). Dabei werden neben dem Einreicher oft auch die Umsetzer vorgestellt. Diese farbig und gut lesbar gestalteten „Success Stories“ stehen für alle Mitarbeiter zum Download auf der Intranet-Seite des Idea Managements bereit. Die Broschüren werden in kleinen Auflagen gedruckt und bei 1:1-Gesprächen mit Führungskräften eingesetzt sowie zum Marketing bei Veranstaltungen des Idea Managements ausgelegt. Sie zeigen das breite Ideenspektrum auf und sollen anregen, selbst Ideen einzureichen.

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Abbildung 1: Titelseite und Inhaltsverzeichnis einer „Idea Management Success Story“ [Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der SAP SE]

Schaeffler Technologies AG & Co. KG: Seit 2008 werden jährlich Awards für die „3 besten Ideen“ vergeben (seit 2013 weltweit). Bewertungskriterien sind neben der Einsparung auch die Kreativität der Einreicher und der Beitrag zum Unternehmenserfolg.

  • Wesentliches Ziel ist die Ehrung und besondere Anerkennung durch den Vorstand (Management Attention).
  • Für diese Awards können sich alle Standorte weltweit bewerben. In einem mehrstufigen Auswahlprozess werden dann die 3 Siegerideen ermittelt.
  • Höhepunkt ist eine persönliche Vorstellung der Ideen durch die Einreicher bei einem Vorstandsmitglied mit anschließender Award-Übergabe.

Siemens AG: Damit von der Anerkennung für nicht-rechenbare Vorschläge für Einreicher bei Prämienwerten bis 44 Euro ganz „handfest mehr übrigbleibt“, wurde ein Portal für Sachprämien aufgebaut. Dort können die Mitarbeiter ihre Guthaben bei über 200 Shops von ATU bis Zalando einlösen. Die Abwicklung ist komplett automatisiert.

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Abbildung 2: Gutschein für den Prämienshop im Ideenmanagementportal [Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Siemens AG]

TRILUX GmbH & Co. KG: Das Ideenmanagement stellt Grußkarten mit dem Aufdruck „Du bist einfach genial“ zur Verfügung, mit denen Mitarbeiter untereinander Anerkennung und Dank vermitteln können.

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Abbildung 3: Vorderansicht der aufklappbaren Grußkarte „Du bist einfach genial“ [Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der TRILUX GmbH & Co. KG]

Als Anerkennung für Gutachter veranstaltet das Ideenmanagement regelmäßig ein Gutachterfrühstück. Über den dabei verteilten Feedbackbogen werden die Gutachter in die Weiterentwicklung des Ideenmanagements einbezogen.

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Abbildung 4: Einladung zum Gutachterfrühstück [Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der TRILUX GmbH & Co. KG]

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Abbildung 5: Feedbackbogen für Gutachter [Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der TRILUX GmbH & Co. KG]

Ein Praxisbeispiel für eine Anerkennungsaktion aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums des Trilux Ideenmanagements TIM folgt in einem nächsten Blogbeitrag.

Lesen Sie auch die bereits veröffentlichten Beiträge:


Alle Produkterwähnungen sind redaktioneller Natur und wurden nicht bezahlt.

Hinweis: Die Identifikation und Beschreibung der „Erfolgsfaktoren“ basiert auf einem von Magnus Brückner (Siemens Energy) entwickelten Trainingskonzept für Führungskräfte, das wir für diese Serie von Blogbeiträgen u.a. im Expertenkreis „Globales Ideenmanagement“ gemeinsam weiter ausgearbeitet haben. An diesem Blogbeitrag wirkten als Co-Autoren insbesondere mit: René Bacher (SAP SE), Magnus Brückner (Siemens Energy), Olaf Müller (TRILUX GmbH & Co. KG), Frank Sterzinger (Schaeffler Technologies AG & Co. KG) und Markus Wegmann (Siemens AG).


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